Forschungscampus STIMULATE
Forschungscampus-Partner etablieren Aus- und Weiterbildungszentrum für die Medizintechnik der Zukunft
Die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Partner am Forschungscampus STIMULATE in Magdeburg haben in interdisziplinärer Zusammenarbeit ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot im Bereich medizinische Bildgebung entwickelt. Die verschiedenen Partner bringen ihre breitgefächerte Expertise dabei bspw. in die (praxisnahe) akademische Ausbildung sowie in die Weiterbildung von Fachkräften aus Industrie und Klinik ein.
Die moderne Medizin ist ohne den Einsatz hoch entwickelter technischer Geräte und Verfahren undenkbar. Von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge spielen medizintechnische Geräte eine zentrale Rolle. Sowohl für die Entwicklung als auch für den Einsatz dieser Technologien sind eine anforderungsgerechte Ausbildung und an den raschen technischen Wandel angepasste Weiterbildungsmöglichkeiten unerlässlich. Der Forschungscampus STIMULATE engagiert sich daher sowohl in der akademischen Ausbildung als auch in praxisnahen Weiterbildungsformaten und bietet Einrichtungen aus der Wissenschaft und Wirtschaft die Möglichkeit, auf die Infrastruktur im Bereich der minimalinvasiven Bildgebung zuzugreifen. Einzig die enge Zusammenarbeit als Partner unter einem Dach, die das BMBF mit der Förderinitiative „Forschungscampus“ unterstützt, hat es ermöglicht, diese Aus- und Weiterbildungsformate in einer lernfördernden und motivierenden Umgebung zu etablieren.
Initiierte Studiengänge an Otto-von Guericke-Universität
Der vom Forschungscampus STIMULATE initiierte Bachelorstudiengang Medizintechnik startete im Jahr 2014 und hat sich seitdem zu einem der am stärksten nachgefragten ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge an der Otto-von-Guericke-Universität entwickelt. Im Rahmen einer Regelstudienzeit von sieben Semestern vermittelt er den Studierenden – nach Absolvierung der Grundlagenmodule aus den Bereichen Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Informatik – die notwendigen Kenntnisse der Medizintechnik sowie medizinisches und biologisches Grundlagenwissen.
Eine Vertiefungsmöglichkeit bietet der englischsprachige Masterstudiengang Medical Systems Engineering mit einer Regelstudienzeit von vier Semestern. Das interdisziplinäre Studium erweitert die vorhandenen Kenntnisse der medizinischen Systemtechnik und konzentriert sich dabei auf die Bereiche Medizintechnik, Medizininformatik und medizinische Physik. Mögliche individuelle Spezialisierungsmöglichkeiten sind die medizinische Bildgebung, Neurowissenschaften, medizinische Interventionen und Deep Learning. Verschiedene Partner des Forschungscampus STIMULATE sind in die Lehrveranstaltungen im Bachelor- und im Masterstudium eingebunden und vermitteln ihre Expertise. Während des Studiums bietet der Forschungscampus den Studierenden durch seine Vielfalt an einzigartigen bildgebenden Großgeräten praxisrelevante Einblicke in die medizintechnische Forschung. Durch praktische und wissenschaftliche Projekt- oder Abschlussarbeiten im akademischen Umfeld sowie im Werksstudium können Studierende im Forschungscampus schon früh fachlich umfassende Erfahrungen sammeln und an aktuellen Forschungsthemen mitwirken. Darüber hinaus bietet der Forschungscampus durch seine interdisziplinäre Ausrichtung und die zahlreichen Kooperationen mit unterschiedlichen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft optimale Voraussetzungen für die wissenschaftliche Weiterqualifikation. So sind in den letzten Jahren 45 Dissertationen und vier Habilitationen am Forschungscampus entstanden.
Berufsbegleitende Programme zur Weiterbildung
Neben der akademischen Ausbildung engagiert sich der Forschungscampus auch im Bereich der berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildung, die durch die Beteiligung von Industrie und Wissenschaft einen hohen Praxisgehalt aufweist. So bietet das vom Forschungscampus STIMULATE entwickelte Weiterbildungsformat „Magnetic Resonance System Engineering“ (kurz: MRSE Workshop) eine einzigartige Gelegenheit für Fachkräfte, sich in einem hoch spezialisierten und zukunftsweisenden Bereich weiterzubilden. Das Programm vermittelt tiefgehende Kenntnisse und praktische Fähigkeiten in der Magnetresonanztechnologie. Der von den STIMULATE-Partnern Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Medizinische Hochschule Hannover interdisziplinär organisierte Workshop bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, neben theoretischen Inhalten zur MR-Physik insbesondere auch praktische Erfahrungen auf der Basis des am Forschungscampus entwickelten Tisch -MRT zu sammeln sowie schließlich auch den realen Einsatz der Geräte in der Klinik kennenzulernen. Der praktische Teil beinhaltet sogar den selbständigen Aufbau von MRT-Systemkomponenten sowie Messungen an verschiedenen MRT-Systemen.
Fachspezifische Kurse
Ein weiteres Beispiel für eine fachspezifische Weiterbildung – entwickelt und regelmäßig durchgeführt von den STIMULATE-Partnern Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg inkl. der Universitätsklinik, der Medizinischen Hochschule Hannover, der LIAM GmbH Magdeburg sowie Siemens Healthineers –, ist der Weiterbildungskurs „Medizinische Bildgebung kompakt - bildgeführte Eingriffe und Chirurgie“. Er richtet sich an Medizintechnikerinnen und -techniker sowie Ingenieurinnen und Ingenieure aus der Industrie, die sich für die neuesten Entwicklungen in der medizinischen Bildgebung und deren Anwendung in der Klinik, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie interessieren. Der Fokus dieses Kurses liegt auf der Hospitation in der Klinik bei der Anwendung der bildgebenden Systeme direkt am Patienten. Auf diese Weise haben die Ingenieurinnen und Ingenieure aus der Industrie die Gelegenheit, die von ihnen entwickelten Systeme im realen Einsatz zu beobachten sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen, auf welche in dem Kurs gezielt hingewiesen wird, zu erfahren und zu erleben. Eine solche Herausforderung im Bereich MRT ist beispielsweise die nötige MR-Kompatibilität, für die Instrumente aus speziellen Materialien hergestellt werden müssen.
Die STIMULATE-Partner veranstalten in Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften weitere Fortbildungsangebot im STIMULATE-Gebäude im Wissenschaftshafen. Dabei bauen sie auf der technischen Ausstattung des Forschungscampus, insbesondere im Bereich der bildgebenden Großgeräte (CT, MRT, Angiographie (Darstellung von Blutgefäßen)) sowie auf der medizinischen Expertise der STIMULATE-Beteiligten auf. So bot die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) und die Magdeburger Klinik für Neuroradiologie in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive Therapie (DeGIR) im Jahr 2024 erstmals das Weiterbildungsformat „Basis Interventionelle Neuroradiologie“ an, welches sich an angehende Neurointerventionalistinnen und -interventionalisten richtet. Diese Fachkräfte operieren beispielsweise Aneurysmen im Gehirn. Inhaltlich standen dabei unter anderem das Beherrschen der gängigen Gefäßzugänge in Theorie und Praxis sowie sichere Kenntnisse der aortalen und der davon abgehenden (supraaortalen) Gefäßanatomie im Fokus. Nach einem vorgeschalteten Webinar fand der praktische Teil der Veranstaltung in den STIMULATE -Laboren statt.