M²OLIE

Forschungscampus M²OLIE

Die Entwicklung von umfassenden und nachhaltigen Lösungen zum Wohle der Patienten – das zeichnet den Mannheimer Forschungscampus M²OLIE aus. Die ambitionierte Vision des Forschungscampus M²OLIE ist es, zukünftig metastasierten Krebs mit Hilfe einer maßgeschneiderten Therapie innerhalb eines Closed-Loop-Prozesses – in nur einem Arbeitstag – erfolgreich zu behandeln.

Der Interventionsraum der Zukunft.
©M²OLIE

Was macht den Forschungscampus aus?

Das Ziel des Forschungscampus M²OLIE ist es, Krebspatientinnen und Patienten mit Oligometastasen, ein Stadium zwischen einer begrenzten Tumorerkrankung und einer ausgedehnten Metastasierung, besser und vor allem kurativ behandeln zu können. In dem multidisziplinären Forschungscampus M²OLIE an der Universitätsmedizin Mannheim etablieren Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft eine patientenzentrierte und zeitoptimierte Infrastruktur, um die minimalinvasive Krebstherapie mittels molekularer und Roboter-assistierter Intervention zielgerichtet voranzutreiben. Die Durchführung eines solch zukunftsweisenden Vorhabens ist nur durch die enge Vernetzung und Zusammenarbeit von verschiedenen Forschenden aus der Medizin, den Naturwissenschaften, den Ingenieurswissenschaften, der Informatik und der Betriebswirtschaftslehre möglich. Die zu Behandelnden stehen dabei im Mittelpunkt der Tätigkeiten des Forschungscampus M²OLIE. Sie sollen von den automatisierten und optimierten Behandlungsprozessen, die eine verbesserte Effizienz, Genauigkeit und Geschwindigkeit bei Diagnose und Therapie versprechen, unmittelbar profitieren.

Das Alleinstellungsmerkmal des Forschungscampus M²OLIE ist der sogenannte Closed-Loop-Prozess, in dem Krebspatientinnen und Patienten zukünftig die bislang noch komplexen und langwierigen Prozesse von der Aufnahme über die Diagnostik bis zur abschließenden Therapie und Entlassung in einem sehr begrenzten Zeitraum durchlaufen. Der Experimental-OP – das Herzstück des Forschungscampus – bietet die optimale Testumgebung, um innovative Verfahren für die molekulare Bildgebung, die roboterassistierte Diagnostik und die therapeutische Intervention unmittelbar durch klinische Anwender zu evaluieren. Eine weitere Besonderheit ist die direkte Integration der Ergebnisse in die klinische Anwendung durch die zentrale Verortung des Forschungscampus auf dem Campus des Universitätsklinikums Mannheim.

Worauf liegt der inhaltliche Schwerpunkt des Forschungscampus?

Bei etwa 20 Prozent aller Krebspatienten kommt es zum Auftreten einer Oligometastasierung, definiert als das Vorhandensein von bis zu fünf Metastasen in einem Organsystem. Da sich die Metastasen bezüglich ihrer molekularbiologischen Charakterisierung vom Primärtumor und auch untereinander unterscheiden, bedarf es einer spezifischen Therapie für jeden Tumorherd. Der inhaltliche Schwerpunkt des Forschungscampus M²OLIE liegt somit auf der Entwicklung der Infrastruktur des OP-Saals der Zukunft. In diesem verknüpft der Forschungscampus modernste Verfahren der Diagnostik und Therapie mit robotischen Assistenzsystemen zum Closed-Loop-Prozess. Ziel ist es, einen so genannten One-Stop-Shop zu etablieren. Durch diesen Fokus will der Forschungscampus M²OLIE einen zeitlich optimierten und individualisierten Patientenpfad von der Patientenaufnahme, Diagnostik, Therapie, bis hin zur Entlassung ermöglichen.

Weitere Hintergrundinformationen

In den folgenden Texten finden Sie weitere Informationen zum Forschungscampus M²OLIE.

In der ersten Förderphase analysierte, erforschte und optimierte der Forschungscampus M²OLIE komplexe diagnostische und therapeutische Einzelprozesse. Dazu zählten die Optimierung des Behandlungsprozesses durch eine elektronische Patientenaufklärung und ein Ressourcenmanagementsystem, die erfolgreiche Fusion von Datensätzen verschiedenster Bildgebungssysteme, die Beschleunigung und verbesserte Genauigkeit von Biopsien und von minimalinvasiven Therapien durch robotische Assistenzsysteme und der Aufbau einer umfassenden Technologieplattform für Gewebeklassifizierung sowie für Theranostikatestung. Der Forschungscampus trieb die Einzelprozesse dabei kontinuierlich mit Blick auf die Gesamtvision voran.

Das Forschungsprogramm des Forschungscampus M²OLIE fokussiert sich in der zweiten Förderphase noch stärker auf den angestrebten Closed-Loop-Prozess. Dazu fusioniert der Forschungscampus die Einzelschritte und -prozesse unter konsequenter Verwendung automatisierter Abläufe zu einem durchgängigen zeit- und kosteneffizienten Prozess. Das ambitionierte Ziel bis zum Ende der zweiten Förderphase ist die Etablierung eines Basisprozesses von der Patientenaufnahme über die diagnostische Bildgebung bis zur Biopsie, um dann in der dritten Förderphase den Gesamtprozess durch die weiteren Prozessschritte zu komplettieren. Am Ende soll der vollständige Closed-Loop-Prozess in der Klinik eingesetzt werden, um das Wohl der Patientinnen und Patienten zu steigern, den Anwendern die Arbeit zu erleichtern und schließlich Kosten durch Effizienz zu senken.

Im Forschungscampus M²OLIE spielt auch die Evaluation der Medizinprodukte in klinischen Studien eine entscheidende Rolle, bevor der Forschungscampus diese zusammen mit den einzelnen Prozessschritten im Gesamtprozess kombinieren und der Anwendung im klinischen Routinebetrieb zur Verfügung stellen kann. Darüber hinaus wird für die entwickelten Medizinprodukte eine CE-Zertifizierung, also eine Kennzeichnung der Erfüllung der Sicherheits- und Leistungsanforderungen, angestrebt.

Aufgrund der Strahlkraft des Forschungscampus M²OLIE gelang es durch die verschiedenen Partner in den ersten zweieinhalb Jahren der zweiten Förderphase über zehn Millionen Euro an Drittmitteln einzuwerben. Damit baute der Forschungscampus M²OLIE die Geräteausstattung aus: Zum einen konnte an den Standorten Mannheim und Bonn die Installation eines Photon-Counting-CT – eine neue und lichtbasierte Form der Röntgen-Computertomographie, welche ermöglicht, ein CT-Bild in verschiedene Materialien aufzuschlüsseln – vorgenommen werden. Ein besonders leistungsfähiges Massenspektrometer der Hochschule Mannheim ermöglicht in Bereichen der In-Vitro-Diagnostik innovative Routineuntersuchungen. Diese Erweiterung der Geräteausstattung trägt einen erheblichen Anteil zur Realisierung des Closed-Loop-Prozesses bei.

Einer der bedeutendsten Meilensteine des Forschungscampus M²OLIE war die Durchführung des ersten M²OLIE-Funktionstests im November 2020. Dieser Test war deshalb so wichtig, weil dabei der Fortschritt des Gesamtprojekts, also die Etablierung des Closed-Loop-Prozesses, umfassend evaluiert wurde. Neben dem Benchmarking der Einzelprozesse, ging es hierbei vor allem um die Beurteilung, wie diese „in der Praxis“ miteinander verzahnt sind. Der Funktionstest ist nun ein jährliches Monitoringinstrument im Forschungscampus M²OLIE und dient als Orientierung in der internen Prozessgestaltung sowie als Vorlage für klinische Studien.

Die Förderinitiative „Forschungscampus“ leistet einen Beitrag zur weiteren Umsetzung der Etablierung einer offenen Innovations- und Wagniskultur. Die neun Forschungscampi fördern mit dem implementierten Konzept „Forschen unter einem Dach“ eine neue, offene Innovationskultur, welche die Entstehung von Innovationen und Transferprozessen fördert. Jeder Forschungscampus hat diese Form der Zusammenarbeit auf seine eigene Art und Weise umgesetzt. Somit tragen die Forschungscampi individuell, auch abhängig von der jeweiligen inhaltlichen Ausrichtung, dazu bei, dass aus Spitzenforschung schnell innovative Produkte und Geschäftsideen entstehen.

Durch den langfristigen Austausch auf Augenhöhe – zwischen Großunternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Startups – fördert der Forschungscampus M²OLIE kontinuierlich die Innovationskultur in Deutschland. Der Forschungscampus stärkt den Unternehmergeist in der Region und verankert darüber hinaus „Wissen zur Wirkung“ im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs. Somit wirkt M²OLIE mit seinen innovativen Einzelprozessen und seiner zukunftsweisenden Vision aktiv mit, „Deutschland an die Spitze der nächsten technologischen Revolutionen“ zu stellen.

Die Forschungscampi