Fle­xi­ble Elek­tri­sche Netze

For­schungs­cam­pus Fle­xi­ble Elek­tri­sche Netze

Ziel des Aa­che­ner For­schungs­cam­pus Fle­xi­ble Elek­tri­sche Netze (FEN) ist, ba­sie­rend auf der Er­for­schung und Ent­wick­lung eines fle­xi­blen Strom­net­zes, einen Bei­trag zur Rea­li­sie­rung der En­er­gie­wen­de zu leis­ten. Durch in­tel­li­gen­te, ver­netz­te Kom­po­nen­ten wird die­ses Netz die zu­künf­ti­ge En­er­gie­ver­sor­gung mit einem hohen An­teil an de­zen­tra­len und er­neu­er­ba­ren En­er­gie­quel­len ge­währ­leis­ten. Gleich­zei­tig er­mög­licht der For­schungs­cam­pus FEN mit die­sem ent­wi­ckel­ten Strom­netz eine si­che­re und be­zahl­ba­re Strom­ver­sor­gung.

Leistungselektronischer Umrichter zur Steuerung und Optimierung der Leistungsflüsse in den elektrischen Netzen der Zukunft.
©RWTH Aa­chen Uni­ver­si­ty, Foto: Peter Wi­n­an­dy

Was macht den For­schungs­cam­pus aus?

Mit dem wach­sen­den An­teil des Stroms aus er­neu­er­ba­ren En­er­gien im Rah­men der En­er­gie­wen­de än­dern sich die An­for­de­run­gen an be­stehen­de Strom­net­ze. Aus die­sen Grün­den müs­sen Strom­net­ze ent­spre­chend ef­fek­ti­ver und leis­tungs­fä­hi­ger aus­ge­baut wer­den. Der For­schungs­cam­pus FEN forscht daher an fle­xi­blen, au­to­ma­ti­sier­ten Gleich­span­nungs­net­zen (DC-​Netze) für die zu­künf­ti­ge En­er­gie­ver­sor­gung. Diese sol­len das klas­si­sche Wech­sel­span­nungs­netz ab­lö­sen, um bei ste­tig stei­gen­der Zahl de­zen­tra­ler und er­neu­er­ba­rer En­er­gie­quel­len eine si­che­re, ef­fi­zi­en­te und fle­xi­ble Ver­sor­gung zu ge­währ­leis­ten.

Die trans­dis­zi­pli­nä­re For­schung des For­schungs­cam­pus FEN kon­zen­triert sich auf die Ent­wick­lung der DC-​Technologie in den For­schungs­fel­dern Netze und Sys­te­me, Kom­po­nen­ten, Di­gi­ta­li­sie­rung sowie So­zio­öko­no­mie. Die Zu­sam­men­ar­beit von Wis­sen­schaft und In­dus­trie unter einem Dach, die In­te­gra­ti­on der uni­ver­si­tä­ren Prüf­stän­de und La­bo­re sowie dem ein­zig­ar­ti­gen Mittelspannungs-​DC-Versuchsnetz bil­den her­aus­ra­gen­de Vor­aus­set­zun­gen zur Ent­wick­lung und Rea­li­sie­rung der Netze der Zu­kunft. Zudem ist auch die Struk­tur des For­schungs­cam­pus FEN ge­mein­schaft­lich ge­prägt. Eine pa­ri­tä­ti­sche Be­set­zung der Gre­mi­en aus Wis­sen­schaft und In­dus­trie er­mög­licht In­no­va­tio­nen über die Gren­zen ein­zel­ner Fach­kom­pe­ten­zen zu er­zie­len.

Der „FEN Think Tank“ auf dem RWTH Aa­chen Cam­pus er­mög­licht des Wei­te­ren den di­rek­ten Aus­tausch zwi­schen den Part­nern. Der For­schungs­cam­pus FEN bie­tet ein spe­zi­el­les Pro­gramm für In­dus­trie­part­ner an, in dem Mit­ar­bei­ten­de die Ge­le­gen­heit haben, sich im Rah­men von Work­shops oder der For­schungs­ar­beit in­ner­halb der FEN-​Projekte per­sön­lich wei­ter­zu­bil­den.

Wor­auf liegt der in­halt­li­che Schwer­punkt des For­schungs­cam­pus?

Die For­schung des For­schungs­cam­pus FEN kon­zen­triert sich auf die In­te­gra­ti­on und Ent­wick­lung der Gleich­span­nungs­tech­no­lo­gie in fünf ver­schie­de­nen For­schungs­fel­dern: Im Feld Netze und Sys­te­me pas­sen die Ak­teu­re die Pla­nungs­grund­la­gen auf Gleich­span­nungs­net­ze an und un­ter­su­chen die Rück­wir­kun­gen auf die be­stehen­de Wech­sel­stromin­fra­struk­tur. Die für den Auf­bau und Be­trieb der Gleich­span­nungs­net­ze er­for­der­li­chen Ma­te­ria­li­en er­probt der For­schungs­cam­pus im Be­reich Kom­po­nen­ten. Im For­schungs­feld Di­gi­ta­li­sie­rung ste­hen die Rea­li­sie­rung einer Cloud-​Plattform für in­tel­li­gen­te En­er­gie­dienst­leis­tun­gen sowie die Si­cher­heit zu­künf­ti­ger Smart Grids im Fokus. Im For­schungs­feld So­zio­öko­no­mie er­forscht der For­schungs­cam­pus FEN die ge­sell­schaft­li­che Ak­zep­tanz sowie öko­lo­gi­sche, städ­te­bau­li­che und öko­no­mi­sche Aspek­te der En­er­gie­wen­de und der Gleich­span­nungs­net­ze. Im fünf­ten The­men­be­reich Stan­dar­di­sie­rung wirkt der For­schungs­cam­pus FEN aktiv an der Ent­wick­lung und in­ter­na­tio­na­len Eta­blie­rung von Stan­dards und Nor­men für Gleich­span­nungs­net­ze und -​komponenten mit.

Wei­te­re Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen

In den fol­gen­den Tex­ten fin­den Sie wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum For­schungs­cam­pus FEN.

Welt­weit wird bei Strom­net­zen bis­her auf Wech­sel­span­nung (50/60 Hz) ge­setzt. Diese his­to­ri­sche Struk­tur be­geg­net im Rah­men der En­er­gie­wen­de neuen Her­aus­for­de­run­gen, für die sie nicht ge­schaf­fen wurde. Eine Al­ter­na­ti­ve für den wach­sen­den Ka­pa­zi­täts­be­darf kann der Aus­bau der DC-​Netze sein – diese er­for­dern al­ler­dings neue Kom­po­nen­ten und eine An­pas­sung der Netz­struk­tur. Die Er­for­schung von Kon­zep­ten, Kom­po­nen­ten und das Auf­zei­gen der Mach­bar­keit der kom­ple­xen DC-​Netze stand daher im Mit­tel­punkt der Pro­jek­te der ers­ten För­der­pha­se des For­schungs­cam­pus FEN. Die Ak­teu­re bau­ten ein ein­zig­ar­ti­ges Mittelspannungs-​DC-Netz zur Ve­ri­fi­zie­rung und De­mons­tra­ti­on der Tech­no­lo­gie auf. Dazu er­forsch­ten sie die grund­le­gen­den Kom­po­nen­ten zur Ver­knüp­fung ver­schie­de­ner Span­nungs­ebe­nen sowie die be­nö­tig­ten Schutz­kon­zep­te.

Vor dem Hin­ter­grund der Er­kennt­nis­se der ers­ten För­der­pha­se über­ar­bei­te­ten die Part­ner die Struk­tur des For­schungs­cam­pus FEN. So ent­wi­ckel­ten sie die Auf­tei­lung der For­schungs­schwer­punk­te ent­lang der elek­tri­schen Span­nungs­ebe­nen wei­ter und hin zu fünf For­schungs­fel­dern: Netze & Sys­te­me, Kom­po­nen­ten, Di­gi­ta­li­sie­rung, So­zio­öko­no­mie und Stan­dar­di­sie­rung. Diese Fel­der er­for­schen die The­men­schwer­punk­te nicht nur inter-​ und trans­dis­zi­pli­när, son­dern zudem mit einem sys­te­mi­schen An­satz. Die­ser um­fasst alle Span­nungs­ebe­nen, die Sek­to­ren­kopp­lung und die Ver­än­de­run­gen der ge­sam­ten In­fra­struk­tur hin zu einer zel­lu­la­ren Netz­struk­tur. Die neue For­schungs­stra­te­gie er­höht so­wohl die früh­zei­ti­ge Iden­ti­fi­ka­ti­on von In­no­va­tio­nen als auch eine zeit­na­he Um­set­zung in An­wen­dun­gen und Pro­duk­te.

Ba­sie­rend auf den po­si­ti­ven Er­geb­nis­sen der ers­ten För­der­pha­se ent­wi­ckeln die sechs ge­för­der­ten Pro­jek­te der zwei­ten För­der­pha­se strin­gent die For­schungs­li­nie des For­schungs­cam­pus FEN wei­ter. Der For­schungs­fo­kus ist dabei von einer Kom­po­nen­ten­ebe­ne hin zu einer An­wen­dungs­ebe­ne ge­rückt, in der mit­tel­fris­tig chan­cen­rei­che An­wen­dungs­sze­na­ri­en un­ter­sucht wer­den. Diese kön­nen ins­be­son­de­re zu­nächst in Ni­schen und Pi­lot­pro­jek­ten um­ge­setzt wer­den, wo­durch der Nach­weis der Pra­xis­taug­lich­keit der DC-​Technologie er­folgt, und an­schlie­ßend dar­aus in brei­te An­wen­dungs­op­tio­nen hin­aus dif­fun­die­ren. Die Pro­jek­te der För­der­initia­ti­ve er­ar­bei­ten die für die je­wei­li­gen Sze­na­ri­en spe­zi­fi­schen Grund­la­gen und er­for­schen die DC-​Technologie in technisch-​wissenschaftlicher und gesellschaftlich-​ökonomischer Hin­sicht.

Neben der Zu­sam­men­ar­beit in den ge­för­der­ten Pro­jek­ten wird am For­schungs­cam­pus FEN eine ge­mein­schaft­li­che For­schung und ein Aus­tausch un­ter­ein­an­der ge­lebt. So wer­den zahl­rei­che Seed-Fund-​Projekte, kurze Stu­di­en, wel­che vom For­schungs­cam­pus FEN fi­nan­ziert und von den In­dus­trie­part­nern un­ter­stützt wer­den, durch­ge­führt, die ak­tu­el­le tech­no­lo­gi­sche Fra­ge­stel­lun­gen be­han­deln. Zudem leis­ten die Part­ner durch eigen-​ und fremd­fi­nan­zier­te Pro­jek­te im For­schungs­cam­pus FEN einen wich­ti­gen Bei­trag zur Ver­ste­ti­gung der For­schung. Die ak­ti­ve Mit­ar­beit in Stan­dar­di­sie­rungs­gre­mi­en, Work­shops, Lehr­ver­an­stal­tun­gen und ge­mein­sa­men Ver­an­stal­tun­gen/Ak­ti­vi­tä­ten un­ter­stüt­zen die For­schungs­tä­tig­kei­ten.

Der wich­tigs­te Mei­len­stein des For­schungs­cam­pus FEN war die Rea­li­sie­rung und In­be­trieb­nah­me des MVDC-​Forschungsnetzes in 2019. Da ein sol­ches Sys­tem bis­her noch nicht exis­tiert, war es eine wis­sen­schaft­li­che und tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung. Es dient dem For­schungs­cam­pus FEN als Ver­suchs­netz, an der er wei­te­re For­schun­gen und Tes­tun­gen unter Re­al­be­din­gun­gen durch­führt.

In 2022 er­reich­te der For­schungs­cam­pus FEN einen wei­te­ren Mei­len­stein: Es ist der Start­schuss für die Pla­nung des DC-​Link-Labors (LVDC Test&Training Center) ge­fal­len, wel­ches am For­schungs­cam­pus be­hei­ma­tet wird. In die­sem Labor un­ter­sucht der For­schungs­cam­pus die zen­tra­len Fra­ge­stel­lun­gen hin­sicht­lich der Mittelspannungs-​Gleichstrom-Forschungsnetze (MVDC).

Die För­der­initia­ti­ve „For­schungs­cam­pus“ leis­tet einen Bei­trag zur wei­te­ren Um­set­zung der Eta­blie­rung einer of­fe­nen Innovations-​ und Wag­nis­kul­tur. Die neun For­schungs­cam­pi för­dern mit dem im­ple­men­tier­ten Kon­zept „For­schen unter einem Dach“ eine neue, of­fe­ne In­no­va­ti­ons­kul­tur, wel­che die Ent­ste­hung von In­no­va­tio­nen und Trans­fer­pro­zes­sen för­dert. Jeder For­schungs­cam­pus hat diese Form der Zu­sam­men­ar­beit auf seine ei­ge­ne Art und Weise um­ge­setzt. Somit tra­gen die For­schungs­cam­pi in­di­vi­du­ell, auch ab­hän­gig von der je­wei­li­gen in­halt­li­chen Aus­rich­tung, dazu bei, dass aus Spit­zen­for­schung schnell in­no­va­ti­ve Pro­duk­te und Ge­schäfts­ideen ent­ste­hen.

In dem For­schungs­the­ma Netze der Zu­kunft ar­bei­tet der For­schungs­cam­pus FEN bei­spiels­wei­se inter-​ und trans­dis­zi­pli­när ge­mein­sam an einem Ort an kom­ple­xen The­men. Ein an­de­res der fünf The­men­fel­der be­zieht sich auf die Stan­dar­di­sie­rung im Be­reich der DC-​Technologie. Hier wirkt der For­schungs­cam­pus FEN maß­geb­lich an der Er­ar­bei­tung na­tio­na­ler und in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards mit, die aktiv zur Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft Deutsch­lands bei­tra­gen.

Die For­schungs­cam­pi