10.03.2025 Open Hybrid LabFactory
Kreislaufwirtschaft für die Zukunft: Forschungscampus OHLF startet in die dritte Förderphase
Der Forschungscampus Open Hybrid LabFactory (OHLF) in Wolfsburg hat einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Anfang März hat der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungscampus die dritte Förderperiode begonnen. Am Forschungscampus OHLF bündeln Volkswagen, die Technische Universität Braunschweig, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Ostfalia Hochschule und 35 weitere Partner ihre Expertise unter einem Dach.
In der einzigartigen Zusammenarbeit unter einem Dach entwickeln die Partner innovative Projekte, die darauf abzielen, praxisnahe und effiziente Lösungen für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Automobilbranche zu etablieren. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung neuer Technologien, die Ressourcen schonen, Recyclingprozesse optimieren und die Wiederverwertung von Materialien verbessern. Nach einer sorgfältigen Prüfung der Forschungs- und Zukunftsstrategie durch die hochrangige Jury wurden die Projekte der dritten Förderphase mit einem Fördervolumen von zehn Millionen Euro für eine Projektlaufzeit von fünf Jahren bewilligt. Der Forschungscampus OHLF ist Teil der Initiative „Forschungscampus“, die das BMBF im Jahr 2011 initiiert hat. Ziel dieser Initiative ist die Förderung innovativer Forschung an der Schnittstelle von Wissenschaft und Industrie in einer gemeinsam genutzten Infrastruktur. In Deutschland existieren neben dem Forschungscampus OHLF acht weitere dieser strategischen Forschungspartnerschaften.
„Die Fortführung der Förderung ist eine Bestätigung für der Arbeit, die in den letzten Jahren am Forschungscampus OHLF geleistet wurde. Sie ermöglicht es uns, den Forschungscampus strategisch weiterzuentwickeln und neue Impulse für die Mobilität der Zukunft zu setzen“, erklärt Professor Klaus Dilger, Vorstandsvorsitzender des OHLF e.V. In der dritten Förderphase geschieht dies in drei Projekten.
Drei neue Förderphasen-Projekte zur Kreislaufwirtschaft
Projekt „SaReSa“: Forschende entwickeln Methoden und Technologien, die die effiziente und nachhaltige Verwertung von Altprodukten, wie beispielsweise Altfahrzeugen, ermöglichen. Die Materialzusammensetzung wird automatisiert erkannt und parallel wird die Möglichkeit zur Weiter- oder Wiederverwendung bestimmt. Mittels digitaler, intelligenter Demontageplanung können Industrieroboter dann schnell und individuell auf das jeweilige Altprodukt und dessen Zustand reagieren. Aus einem Altfahrzeug kann so eine Vielzahl wertvoller Materialien bei der Zerlegung wiedergewonnen werden. Der angewandte, intelligente Demontageprozess sichert dabei die ursprüngliche Qualität und Reinheit der Materialien. Im Projekt konzentrieren sich die Forschenden auf die digitalen Methoden und Werkzeuge zur Unterstützung der Demontageplanung und deren ökologische und ökonomische Effizienz.
Projekt „CirProTech“: Das Hauptziel des Projekts ist die technologische Entwicklung und Durchführung nachhaltiger, geschlossener Wiederverwendungsprozesse für Kunststoffbauteile und kohlenstofffaserverstärkte Werkstoffe (CFK), dem sogenannten „Closed-Loop“. Die Forschenden konzentrieren sich dafür auf zwei Anwendungsfälle: das Recycling von Kunststoffen für den Bau neuer Automobilbauteile und das Recycling von CFK-Strukturen für den Einsatz in der Luft- und Raumfahrt. Eine der größten Herausforderungen ist, dass diese Materialien im Fertigungsprozess oft mit anderen Materialien verschmolzen, verklebt oder verpresst wurden, was eine sortenreine Trennung meist unmöglich macht. In den neuen Prozessen untersuchen die Forschenden jeden Schritt von der Analyse des Materials, der Sortierung und Aufarbeitung bis hin zur Wiederverarbeitung. Durch die Umstellung auf Produktionsprozesse, in denen Materialien wiederverwendet werden können, benötigen Unternehmen zukünftig weniger Rohstoffe, wie Kohlenstoff oder Erdöl und auch Energie. Was heute noch Industrieabfall ist, kann zukünftig im Kreislauf verwendet werden. Unternehmen können so langfristig ihre ökologischen Bilanzen verbessern und neue wirtschaftliche Chancen der Nachhaltigkeit nutzen.
Projekt „conCErt“: In diesem Projekt entwickeln die Forschenden ein Best-Practice-Modell für die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch innerhalb von Partnerschaften zwischen Industrie und Wissenschaft für die Kreislaufwirtschaft. Der Forschungscampus OHLF ist in einem solchen Modell organisiert und bietet den realen Rahmen für die praktische Erforschung und Anwendung der Ergebnisse. Dabei spielen auch Themen wie Meetings, Diversität und Frauenförderung sowie Führungskräfteentwicklung eine wichtige Rolle. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen dazu bei, dass die Forschenden Maßnahmen und Leitlinien entwickeln können, die eine Zusammenarbeit in solchen Partnerschaften effektiver machen. Sie begutachten die entwickelten Maßnahmen arbeits- und organisationspsychologisch und stellen sie am Ende des Projekts in regionalen und überregionalen Netzwerken zur Verfügung.